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Pädagogik und Didaktik bei Menschen mit geistiger Behinderung
Grundannahmen und Leitideen des Lehrstuhls
Der Arbeitsbereich „Pädagogik und Didaktik bei Menschen mit geistiger
Behinderung“ vertritt den Schwerpunkt Inklusion umfänglich in Lehre und
Forschung.
Inklusion gilt als gesamtgesellschaftliches Anliegen und bezieht sich
auf alle Lebensbereiche und Lebensaltersphasen mit dem Ziel, humanen
gemeinsamen Lebens und Lernens. Menschliche Verschiedenheit wird als
Ressource wertgeschätzt und anerkannt.
Seit 2007 begründete und stets laufende Projekte zum Themenfeld
Inklusion sind die Folgenden: INKLUNET als Informationsportal für alle
am Themenfeld „Inklusion“ Interessierte, der Didaktikpool mit konkreten
Ideen für die Gestaltung von Unterricht und das INKLUSION – LEXIKON
(Online Lexikon) mit relevanten Begriffen im Kontext von Inklusion.
Im Fach „Pädagogik und Didaktik bei Menschen mit geistiger Behinderung“
erfolgt die Auseinandersetzung mit Fragen danach, was der Mensch ist,
was den Menschen zum Menschen macht und was der Mensch für Entwicklung,
Lernen und Leben benötigt. Die Grenzerfahrungen menschlichen Lebens
(z.B. Menschen im apallischen Syndrom; anenzephale Kinder; Menschen, die
als „austherapiert oder gemeinschaftsunfähig“ kategorisiert sind)
werden dabei explizit berücksichtigt.
Behinderung wird nicht als Eigenschaft sondern als Relation bzw.
Konstruktion betrachtet. Menschliches Verhalten gilt als sinnhaft und
aus der Lebensgeschichte bzw. der Lebenswelt des Menschen zu erklären.
Dabei werden konkrete Ausgangs- und Randbedingungen des Menschen
berücksichtigt.
Forschung und Lehre am Lehrstuhl
Forschung wird im Sinne Pierre Bourdieus verstanden, d.h. als Suche
nach dem hinter den Untersuchungsgegenständen Verborgenen bzw. bislang
Unentdeckten. „Ein wissenschaftliches Objekt konstruieren heißt zunächst
und vor allem, mit dem common sense brechen, das heißt mit den
Vorstellungen, die alle teilen, ob simple Gemeinpätze des Alltagslebens
oder offizielle Vorstellungen...überall ist Vorkonstruiertes“ (Bourdieu/
Wacquant 1996, 269). Die Voraussetzungen sind einer systematischen
Kritik oder Analyse zu unterziehen. Damit sind Begriffe, Methoden und
Vorgehensweisen zu hinterfragen und entsprechend des Gegenstandes und
Erkenntnisinteresses anzupassen. Darüber hinaus sind die Grenzen der
Erkenntnis auszuloten. Empirisch ausgerichtete Forschung, ob sie sich
quantitativ oder qualitativ versteht (hier kommt das Primat dem
Qualitativen zu) sollte Bezug nehmen zu humanwissenschaftlichen Theorien
und Erkenntnissen. Wissenschaftstheoretische Bezüge, die höchste
Bedeutung für den Gegenstand dieses Faches haben, sind bspw. die
kulturhistorische Theorie des Psychischen, die Erkenntnisse der
italienischen Anti-Psychiatriebewegung, die materialistische
Behindertenpädagogik, der kritische Konstruktivismus und die
Systemtheorie Maturana/Varelas. Darüber hinaus bieten
neurowissenschaftliche, psychologische, psychoanalytische,
philosophische und soziologische Erkenntnisse Erklärungen auf die Fragen
des Faches.
Entscheidend für den Forschungsprozess ist es, diesen als das
Zusammentreffen mehrere „Geschichten“, so der Geschichte aller am
Forschungsprozess Beteiligter und der Geschichte des
Forschungsgegenstandes zu betrachten. Als ForscherIn ist die
Selbstreflexion ebenso bedeutsam wie die Berücksichtigung der
Perspektive/Innensicht der am Forschungsprozess beteiligten Personen.
Forschung und Lehre sind stets aufeinander bezogen. Die dargestellten
Grundprämissen und Annahmen, v.a. fachbezogene Reflexivität und
Selbstreflexivität sind in der Hochschuldidaktik verankert. Bedeutsam
ist allen Lehrenden am Lehrstuhl die Begegnung und Kommunikation
zwischen Lehrenden und Studierenden.
Bourdieu, P./Waquant, L.J.D. (1996): Reflexive Anthropologie. Suhrkamp, Frankfurt a.M.